Jeder Wagen ein Hingucker

Die „Paul Pietsch Classic“ 2017 ist ein echter Publikumsmagnet. 101 Old- und Youngtimer gemeldet, 97 Fahrzeuge erreichen das Ziel.

Leuchtendes Ferrari-Rot und traditionelles British Racing Green. Dazwischen „Striezel“ Stuck am Steuer eines knallgelben Porsche 911 Targa. Historische BMW mit strahlenden weißen Karosserien und ein 1928 gebauter Bugatti-Bolide, Typ 35, in blassen Blauton der Gauloise-Zigarettenpackungen, die Ettore Bugatti zeitlebens mit sich herumtrug. Nahezu alle Farben, Marken und legendären Fahrzeugtypen der Automobilgeschichte gaben sich am Samstagmittag ein faszinierendes Stelldichein in der Goldstadt. Pforzheim war der nordöstlichste Zielpunkt der Oldtimer-Rallye „Paul Pietsch Classic“, Bärental bei Titisee-Neustadt der südlichste, Offenburg war Ausgangs- und Endpunkt der zweitägigen Rundfahrt durch den Schwarzwald.

Vier Teams zeitgleich
Das CongressCentrum Pforzheim war der Rastplatz der Teams. Am Enzufer, vor dem Parkhotel galt es für die teilnehmenden Piloten und Beifahrer gleich darauf eine Wertungsprüfung abzulegen (und 50 Meter in exakt zehn Sekunden zu passieren). Die abseits des großen Publikums erfolgte Zeitnahme gewannen vier zeitgleiche Teams mit der Wimpernschlag-Abweichung von einer hundertstel Sekunde auf so unterschiedlichen Fahrzeugen wie dem Jaguar XKL 120 OTS (Baujahr 1954), dem Austin-Healey 3000 MK II (1959), dem Mercedes-Benz 190 SL (1961) und dem Ferrari Testarossa (1991). Den in Pforzheim ausgelobten Preis, ein Set, bestehend aus einer Flasche goldenen Champagners mit passenden Gläsern, erhielten (aber nur) Danielle und Hans-Ulrich Sachs, da sie mit besagtem Jaguar das älteste Fahrzeug in Bestzeit über den Parcours brachten.
Peter-Paul Pietsch, der Sohn des namensgebenden Rennfahrers und Verlegers (Motor Presse Stuttgart), pilotierte mit dem Bugatti 1928 das älteste Fahrzeug im Feld. Ex-Rallye-Ass Christian Geistdörfer (Co-Pilot von Walter Röhrl) saß im Cockpit eines orangeroten 1971er Ford Capri RS, Karlheinz Kögel (ehemaliger Media ControlChef) steuerte einen FlügeltürMercedes 300 SC, und Fernand Schlumpf (Swiss Jazzorama) lenkte einen zweisitzigen Jaguar XK 140 FHC. Die Stuttgarter Journalistin Brigit Priemer („Auto Motor und Sport“) war Beifahrerin eines seltenen Volkswagen Typ 14A Hebmüller (1949), und Uwe Brodbeck, der Präsident des Allgemeinen Schnauferl Clubs (ASC), saß hinter dem Steuer eines 1957 gebauten Mercedes-Benz 300 SL Roadsters.
Getreu dem Motto „Man sieht nur, was man weiß“ half Moderator Marcus Klippgen den Zuschauern in Pforzheim den Überblick über die mehr als 100 unterschiedlichen Fahrzeuge zu wahren. Der dem Pietsch-Verlag nahestehende Privatier aus Hamburg überraschte am Mikrofon mit immer neuen, unterhaltenden oder wissenswerten Details zu Autos und Fahrern. Er kannte die Besonderheiten jeder „giftigen Rennhummel“, machte die konstruktiven Besonderheiten des TargaDachs mit wenigen, wohl gesetzten Worten für jedermann verständlich und geriet beim legendären Sechs-Zylinder-Reihenmotor des Jaguar XK – ganz unverhohlen – ins Schwärmen.
Nicht minder ins Schwärmen gerieten die Zuschauerinnen und Zuschauer beim Blick auf die längst nur noch selten auf Rundfahrten anzutreffenden automobilen Vorkriegs-Highlights der legendären Fahrzeugmanufakturen Alvis, Bentley, Bugatti und Riley. Zu Recht.